Carola Wandt

Schauspielerin

Theater - Kritiken


Kritik zu Die ganz begreifliche Angst vor Schlägen.

Münchner Merkur, Freitag, 22. Februar 2013

Zeitloses aus Absurdistan. Kritik von Malve Gradinger

Sieben französische Mini-Komödien im Theater Blaue Maus

Das Münchner Theater Blaue Maus hat seinen ganz eigenen literarisch-satirischen Stil. Da sollte Étienne Gilligs Gastspiel passen. Der 59-jährige Elsässer, Solo-Kabarettist und Mitglied des hiesigen théàtre élémes, inszenierte für sich und seine drei Darsteller (alle in mehreren Rollen) Die ganz begreifliche Angst vor Schlägen von Georges Courteline (1858-1929). In diesen sieben Mimi-Komödien nimmt der französische Humorist mit seiner berüchtigt spitzen Feder die Absurditäten in Bürokratie, Justiz und in privaten Wänden aufs Korn: zermürbende Ehe-Schlachten, haarsträubend groteske Rechtsprechung, träge Beamte, notorische Blaumacher.

Pikant dabei: Für zwei Jahre auf einem Regierungsposten, erschien der Filou Courteline nie im Büro, gab dafür die Hälfte seines Salärs dem doppelt fleißigen Kollegen. Kennt man doch auch heute, inklusive gekaufter Titel - nicht nur aus mittelmeerischen Regionen. Courtelines Typen sind im Kern zeitlos. Spannend wäre es gewesen, wenn Gillig den courtelineschen Sprachton von 1894 zeitgenössisch aufgebürstet, auch das Spiel in Tempo und Körperlichkeit ein bisschen mehr mit heutiger Fantasie beflügelt hätte. Regie- und Tanztheater haben da doch Türen geöffnet. Wer Courteline gar nicht kennt, bekommt aber auf jeden Fall eine nicht unsympathische Einführung. 


Carola Wandt, 01577-185 22 56, carola.wandt@googlemail.com